Paternität
er Konvent vom Gottesgarten
wurde um 1235 dem Zisterzienserorden inkorporiert. Er gehörte somit zum
zisterzienserischen Filiatursystem und war einem Vaterabt unterstellt. Die Paternität
über das Kloster Olsberg übernahmen jahrhundertelang die jeweiligen Äbte des
Zisterzienserklosters Lützel. Ihnen oblag die seelsorgerische Betreuung der Nonnen. In
ihren Händen lag die Beichtjurisdiktion und die Strafgewalt, die bis zur Exkommunikation
und der Absetzung einer Äbtissin reichen konnte. Ausserdem beinhaltete die Paternität
die jährliche Visitationspflicht des Klosters und einen schriftlichen Bericht hierüber
an das Generalkapitel.
uch im
wirtschaftlichen Bereich hatten die Vateräbte weitreichende Kompetenzen. Da die
Äbtissinnen nur beschränkt geschäftsfähig waren, vertraten die Vateräbte die
Interessen des Klosters nach aussen [3].
m Falle Olsberg
zeigten die Vateräbte aus Lützel ein grosses Engagement im wirtschaftlichen Bereich,
während sie bei der Seelsorge die Zügel manchmal schleifen liessen - was bei den
Schwestern jedoch nicht als Manko empfunden wurde.
Zurück zum
Inhaltsverzeichnis
Blütezeit und Existenzbedrohung
is zu Beginn des 15. Jahrhunderts erlebte das
Zisterzienserinnenkloster in Olsberg eine Blütezeit. Die Klosterfrauen hatten während
drei Jahrhunderten das Vermögen des Klosters geschickt verwaltet und in Ländereien und
Hausbesitz angelegt [4].
ach der
Brandkatastrophe von 1427, bei der das Kloster bis auf die Grundmauern niederbrannte,
begann sich der finanzielle und moralische Zerfall abzuzeichnen.
ährend des
ausgehenden Mittelalters war der Bestand des Klosterlebens in Olsberg zweimal ernsthaft
bedroht. So wurde der Konvent, der im Jahre 1452 von 20 auf 5 Schwestern
zusammengeschrumpft war, kurzerhand wegen schlechter Führung der Äbtissin, Wiblin zem
Nüwenhus, auf Geheiss des Generalkapitels von Cîteaux in ein uns unbekanntes Kloster
verlegt [5]. Um den Bestand des Klosters nicht zu gefährden, zog der Zisterzienserabt
Peter Stoss mit sechs Mönchen in das Kloster Olsberg ein [6]. Dessen Amtsführung blieb
jedoch nur ein kurzes Zwischenspiel, sodass nach sechs Jahren Zwangsexil die Schwestern
wieder in ihr angestammtes Domizil zurückkehren konnten [7].
ie Freude hierüber hielt nicht lange an, da der Fortbestand des Konvents
sogleich von anderer Seite in Frage gestellt wurde. Der Landesherr, Erzherzog Albrecht IV.
von Österreich, beabsichtigte, das Kloster aufzuheben und die fünf Schwestern in ein
anderes Kloster zu verlegen. Die Besitzungen und Einkünfte des Klosters sollten dem
verarmten St. Martinsstift in Rheinfelden zugeschlagen werden. Der Landesherr begründete
die Aufhebung des Klosters mit dessen ungeschützter Lage, die dazu geführt habe, dass
sämtliche Messgeräte und Ornate in Kriegen geraubt worden seien und dem "ungeordent
strafbar leben" der Klosterfrauen [8]. Dank der Intervention des Vaterabtes von
Lützel kam es aber nicht zu der beabsichtigten Inkorporation.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Bauernaufstand und Reformation
amit war aber lediglich der Fortbestand des klösterlichen Frauenlebens in
Olsberg gesichert. Der finanzielle und moralische Ruin ging unaufhaltsam weiter. Die
Reformation verstärkte und beschleunigte die Zerfallserscheinungen. Während des
Bauernaufstandes wurden das Kloster geplündert und die Gebäude beschädigt. Die Ideen
der Reformation fielen bei der damaligen Äbtissin Agnes Haltmeier und der Mehrheit des
Konvents auf fruchtbaren Boden und lösten eine Kettenreaktion aus. Die Äbtissin
heiratete im Jahre 1535 und die meisten Mitschwestern folgten dem Vorbild ihrer geistigen
Mutter [9].
anach folgte lange Zeit ein Interregnum. Wahrscheinlich zogen die wenigen
verbliebenen Aufrechten in ein anderes Kloster. Zur Verwaltung des Klostervermögens
beauftragte die vorderösterreichische Regierung einen Schaffner.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Neubeginn
und Rückschlag
 it Katharina von Hersberg
wurde 1558 das Interregnum beendet. Sie hatte als erste Olsberger Äbtissin bei
Amtsantritt ein Revers zu unterzeichnen, das die Unterstellung unter den Staat
verdeutlichte. Dieser griff nun stark in das Klosterleben ein; besonders die
Wirtschaftsführung unterlag staatlicher Kontrolle [10].
achdem sich das
Kloster unter der Äbtissin Ursula Schmotzer finanziell und moralisch erholt hatte, wurde
es von einem neuen Schlag getroffen. Zweimal wurde das Kloster im Dreissigjährigen Krieg
geplündert, während sich Äbtissin und Konvent ins Exil retten konnten. Als sie nach
Olsberg zurückkehrten, stand die greise Äbtissin Ursula noch einmal vor dem Neuanfang.
Nach ihr taten sich besonders Franziska von Eptingen und Bernarda von Freiburg als
Bauherrinnen hervor [11].
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Innere
Unruhen und Aufhebung
us politischen Gründen wurde in der Mitte des 18.
Jahrhunderts Olsberg einer neuen Paternität unterstellt. Hierfür war ausschlaggebend,
dass das Kloster Olsberg zum Hoheitsgebiet Österreichs gehörte, während das Kloster
Lützel in Frankreich, dem österreichischen Feindesland, lag. Diese Voraussetzungen
erschwerten selbst grenzüberschreitende religiöse Ausübungen, da auch diese Argwohn
erweckten.
m Kloster selbst
gärte es, weil die Verständigung zwischen den zum Teil nur französisch sprechenden
Beichtvätern und den ihnen anvertrauten Klosterfrauen nicht klappte. Der Beichtvater,
Alberick Willemin, der seine Rolle missbrauchte und konspirativ in Olsberg arbeitete,
brachte das Fass schliesslich zum Überlaufen. Der Konvent wurde schliesslich nach
heftigen Machtkämpfen um die Paternität dem Kloster Tennenbach unterstellt [12]. Die
Trennung von Lützel fiel dem Olsberger Konvent schwer, da sich zwischen den beiden
Klöstern im Lauf der Jahrhunderte eine symbiotische Beziehung entwickelt hatte.
ach diesen inneren
Unruhen wurde das Kloster unter dem österreichischen Kaiser Josef II. per Hofdekret im
Jahre 1791 in ein weltliches Damenstift umgewandelt. Als Folge der Säkularisation wurde
daraus eine weibliche Erziehungsanstalt geschaffen und seit 1846 dienen die Gebäude des
ehemaligen Klosters der Pestalozzistiftung als Erziehungsstätte für Knaben [13].
er historische Überblick verdeutlichte bereits die wichtige Rolle der
Äbtissinnen. Von ihren Führungsqualitäten hing oft das Wohl und Wehe des Klosters ab.
Wenden wir uns nun denjenigen zu, die der Geschichte des Klosters eine ganz spezielle Note
verpassten.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Die
Äbtissinnen
ährend der fast 600
jährigen Geschichte des Klosters Olsberg standen 28 Äbtissinnen dem Konvent vor [14].
Sie entstammten mehrheitlich regionalen Ministerialgeschlechtern. Aber auch Töchtern aus
bürgerlichen Familien blieb der Weg zum Chefsessel nicht verschlossen. Gerade in den
Umbruchzeiten des späten Mittelalters und der beginnenden Reformation amtierten
Äbtissinnen aus dem Bürgertum.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Clevere Geschäftsfrauen
 inige Äbtissinnen verfügten mit ihrem jeweiligen Konvent über
einen ausgesprochen guten Geschäftssinn. Im Jahre 1236 legte der Konvent vom Gottesgarten
150 Mark Silber aus dem Verkaufserlös der Besitzungen am ersten Standort des Klosters
für die neue Existenz in Olsberg an. Er kaufte den Rittern Heinrich und Rudolf von Auggen
das Dorf Olsberg samt Zubehör ab [15]. Mit sicherem Blick vermehrte das Kloster durch
Schenkungen und Kauf seinen Besitz und suchte diesen durch Verkauf und Tausch so zu
arrondieren, dass er möglichst nahe zusammenlag. Am Ende des 14. Jahrhunderts verfügte
das Kloster über Hausbesitz in Basel und Rheinfelden und einen grossen Streubesitz in der
Region.
wei wichtige
Erwerbungen zeugen für die Cleverness der Äbtissinnen und des Konvents. Der Konvent
hatte unter der Äbtissin Junta (1311-1328) von Matthias von Eptingen 1314 das
Patronatsrecht an der Pfarrkirche in Diegten als Geschenk erhalten [16]. Um den neuen
Besitz abzurunden, kaufte das Kloster einige Jahre später die Güter Peter von Eptingens
samt menschlichem Inventar in Diegten, Sissach, Eptingen, Zunzgen, Buckten und
Gelterkinden dazu [17].
edeutender war die
Errungenschaft von 1352. In diesem Jahr kaufte das Kloster unter Elisabeth von Hergheim
(1343 -1359) den Besitz des Chorherrenstiftes Beromünster in Magden inklusive Meierhof,
Twing- und Bannrechten für 260 Mark Silber [18]. Natürlich hatte diese Summe ein grosses
Loch in die Klosterkasse gerissen. Um dieses zu stopfen und wohl auch um den Einfluss in
Magden zu vervollkommnen, hatte die Äbtissin, Agnes von Mörsberg (1377 -1385, 1389),
einen Bettelbrief an den päpstlichen Legaten Guillermus von Celiomonte geschickt. Sie bat
damit, dem Kloster die Rechte und Einkünfte der Magdener Pfarrkirche zu inkorporieren
[19]. Der Bitte wurde entsprochen [20] und somit verfügte das Kloster über zwei
Kollaturen (Diegten und Magden), die es bis an sein Ende behielt.
inen letzten grossen
Kauf tätigte das Kloster im Jahre 1620. Es erwarb unter Äbtissin Ursula Schmotzer für
3600 Gulden das Hofgut und die dazugehörende Alp Seeweten [21].
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Geld stinkt nicht
 a die
Güterexpansion eine Menge Geld verschlang, ging der Konvent manchmal seltsame Wege, um
die Kasse aufzubessern. So erhielt das Kloster unter der Äbtissin Berchta von Papst
Alexander IV. im Jahre 1257 die Erlaubnis, geraubtes oder unrechtmässig erworbenes Gut
unter der Voraussetzung anzunehmen, dass die rechtmässigen Eigentümer nicht mehr
auffindbar seien. Ferner durfte das Kloster laut päpstlichem Dekret Gelder aus dem
Loskauf von Gelübden annehmen und zwar 100 Mark Silber pro Gelübde. Davon ausgenommen
waren die Kreuzzugsgelübde [22]; diese erlaubten keinen Loskauf.
ochkarätige
kirchliche Instanzen, wie z. B. das Konzil in Basel und hohe Kirchenfürsten bemühten
sich, dem Kloster, das nach dem Brand von 1427 verarmt war, finanziell wieder auf die
Beine zu helfen. Sie erteilten allen, die dem Kloster eine Spende zukommen liessen,
Ablässe für schwere und lässliche Sünden [23].
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Zielscheibe
antiklerikaler Kritik
 m Hoch- und Spätmittelalter war der Klerus Zielscheibe heftiger
Kritik. Die Diskrepanz zwischen der kirchlichen Lehre und dem unmoralischen Leben
zahlreicher Geistlicher, Mönche und Nonnen war breiten Volksschichten zum Ärgernis
geworden. Meist richtete sich die Kritik aus dem Volk nicht gegen die Kirche als
Institution, sondern gegen Personen oder Gruppen, die man kannte. Die antiklerikale
Stimmung wurde noch durch zahlreiche negative Stereotype, die über den geistlichen Stand
im Umlauf waren, angeheizt. All dies führte zu einem brisanten Gemisch, das sich verbal
in Hass- und Spottiraden aber auch in Tätlichkeiten entlud.
uch das Kloster
Olsberg blieb nicht von Belästigungen, Pöbeleien und übler Nachrede verschont. Wie die
Quellen belegen, versuchten sich die betroffenen Äbtissinnen Genugtuung für den dem
Kloster zugefügten Schaden zu beschaffen und aktivierten hierfür den Draht nach Rom. So
beauftragte z. B. Papst Urban IV. im Jahre 1262 den Basler Domherrn, Rudolf v. Froburg,
diejenigen, welche die Äbtissin und den Konvent in Olsberg belästigten oder bedrängten
mit dem Kirchenbann bis zu drei Jahren zu belegen [24]. Einige Jahre später versöhnte
sich die Äbtissin, Agnes der Richinen, mit einem Brüderpaar, welches das Kloster mit
übler Nachrede und Sachbeschädigungen in Bedrängnis gebracht hatte. Die Vergebung
kostete die Übeltäter eine Hinterlassenschaft, die sie an das Kloster abtraten [25].
.Zurück zum
Inhaltsverzeichnis
Wahrerinnen des Rechts
olgt man den Quellen, so betrachteten manche adlige und
bürgerliche Herren die Einkünfte und Besitzungen des Konvents als leichte und
verlockende Beute. Um den Usurpationsbestrebungen aus diesen Reihen von vornherein einen
Riegel vorzuschieben, liess sich das Kloster von den Päpsten sporadisch die Privilegien
und Freiheiten, die es von kirchlicher und weltlicher Seite erhalten hatte, bestätigen.
Diese wurden öffentlich von einem Notar unter Anwesenheit von Zeugen verlesen. Der Erfolg
dieser Machtdemonstration war jedoch gering. Und so blieb dem Kloster nichts anderes
übrig, als durch direkte päpstliche Intervention wieder zu seinem Recht und Eigentum zu
kommen. In derartigen Fällen erteilten die Päpste den betreffenden kirchlichen
Instanzen, in deren Zuständigkeitsbereich sich der Streitfall abspielte, den Auftrag,
dafür zu sorgen, dass die dem Kloster widerrechtlich entfremdeten Güter
zurückzuerstatten seien [26]. Die Angelegenheit wurde daraufhin vor ein Schiedsgericht
gebracht und dort entschieden.
n unchristlicher
Weise wurde auch mit geistlichen Würdenträgern um Zinsen und Zehnten gestritten. Die
Zersplitterung der Zehnthoheiten provozierte solche Händel geradezu. Mehrmals geriet sich
deshalb der Olsberger Konvent mit dem Chorherrenstift St. Martin in Rheinfelden und mit
anderen geistlichen Herren in die Haare [27].
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Der Badstubenstreit
 m Jahre 1430 hatten sich der Schultheiss und der Rat der Stadt
Rheinfelden mit einem Streit zu befassen, der zwischen der Äbtissin Wiblin zem Nüwenhus
und dem Rheinfelder Chorherren Johannes Scholl und dem Badstubenbetreiber Aeberli Bader
wegen einer Badstube ausgebrochen war.
u Beginn des 15.
Jahrhunderts gab es in Rheinfelden eine grosse Badstube, die dem Kloster Olsberg zinste.
Offenbar war dies eine einträgliche Einnahmequelle. Denn zwei Jahre nach dem Brand des
Klosters, bei dem sämtliche schriftlich verbrieften Rechte und Privilegien zerstört
worden waren, liess sich die Äbtissin Wiblin von Nüwenhus mit einem durch Zeugenaussagen
bekräftigten Brief die Rechte des Klosters an dieser Badstube bekräftigen. Hierin wird
ausdrücklich festgehalten, dass keine zweite Badstube in Rheinfelden errichtet werden
dürfe [28]. Gerade diese Klausel war die causa belli. Zwar existierte mit Wissen des
Rates von Rheinfelden und auch mit stillschweigender Billigung des Klosters noch eine
kleine Badstube, die sog. "Chrutbadstube", die von Aeberli Bader und dessen
Vater betrieben wurde. Dieses kleine Badhaus wurde vom Konvent nicht als
Konkurrenzunternehmen angesehen. Als jedoch der Rheinfelder Chorherr Johannes Scholl nach
dem Tod des alten Bader das Nachbarhaus zu der kleinen Badstube kaufte, um diese zu
vergrössern, gab es Krawall, denn das Kloster fürchtete um sein Monopol und somit um
seine Einkünfte: "Aber als gross und wit, als es (die neue Badstube D.K.) nun
gemachet were, das were inen an ir (Kloster Olsberg D. K.) batstuben zeschedlichen"
[29].
as salomonische Urteil des Magistrats besänftigte die Parteien. Der Chorherr
wurde angewiesen, dem Kloster eine finanzielle Ausgleichsentschädigung zu zahlen. Dafür
konnte er die Badstube mit seinem Gehilfen weiterbetreiben. Doch nach seinem Tod sollte
das Badhaus an das Kloster zinsen. Beide Parteien hatten die Hälfte der Gerichtskosten zu
tragen [30].
ieser Streit zeigt, wie sehr das Kloster stets auf sein Recht bedacht war und
darauf beharrte. Und in den meisten Fällen zahlte sich diese Beharrlichkeit ja auch aus.
So verkaufte das Kloster, das sich von der Brandkatastrophe um 1427 finanziell nur schwer
erholen konnte und auf Bares angewiesen war, fünf Jahre nach dem gerichtlichen Vergleich
die Rechte an beiden Badstuben für 100 rheinische Gulden an Oswald v. Weingarten, Probst
des St. Martinstiftes in Rheinfelden und an Claus Heiden, Schultheiss der Stadt
Rheinfelden [31].
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Iglingen
 eit 1255 verfügte das Kloster Olsberg auch in Iglingen, einem
Weiler zwischen Magden und Wintersingen, über Grundeigentum [32]. Darauf stand die im
Volk wegen seiner Reliquien und Ablässe verehrte St. Nikolauskapelle und ein Bruderhaus,
das von einigen Einsiedlern bewohnt wurde, die das Anwesen verkommen liessen und
schliesslich auszogen. Im Jahre 1465 gestatteten die Äbtissin Margareta Tachsberg und der
Konvent zwei Beginen, die nach der Dritten Regel des Franziskus lebten, das Haus zu
übernehmen und weitere Schwestern aufzunehmen. Die Iglinger Schwesterngemeinschaft
blühte auf und wuchs im Lauf der Jahre auf 18 Schwestern an. Auch wirtschaftlich hatten
die Beginen eine glückliche Hand und kauften einen ansehnlichen Besitz an Ländereien und
Zinsen aus den Nachbardörfern zusammen [33]. Dieser Wohlstand musste die Begehrlichkeit
des Olsberger Konvents hervorrufen, der dann auch zu gegebener Stunde seine Rechte geltend
machte.
orher wurde das
Schwesternhaus in Iglingen, wie das Kloster Olsberg, von aufständischen Bauern aus dem
Fricktal, Möhlinbach und dem Rheintal überfallen. Die Gemeinden dieser Gebiete mussten
für die dabei entstandenen Schäden eine Wiedergutmachung von 210 Gulden an die
Schwestern entrichten [34]. Während der Reformation löste sich die Iglinger
Schwesterngemeinschaft auf. Eine einzige Schwester, vermerkt ein Chronist, sei
zurückgeblieben. Jedoch nicht etwa aus Frömmigkeit, sondern weil sie so hässlich
gewesen sei, dass sie keinen Ehemann gefunden habe. Trotz dieses Handicaps hatte sie
zahlreiche Liebhaber mit denen sie sich, in Messgewänder gehüllt, amüsierte. Die
vorderösterreichische Regierung sah sich recht schnell zum Eingreifen veranlasst und
beschlagnahmte die Güter der ehemaligen Schwesterngemeinschaft [35].
ls 1558 nach der
langen äbtissinnenlosen Zeit Katharina von Hersberg zur Äbtissin gewählt wurde und das
Schwesternhaus in Iglingen nun verwaist war, schien die Zeit endlich reif, um das Haus
samt dem dazugehörendem Vermögen dem Konvent einzuverleiben. Die Äbtissin machte dabei
alte Eigentumsrechte geltend [36]und berief sich auf eine päpstliche Verfügung, mit der
das Kloster Iglingen nach dem Abgang der Schwestern dem Kloster inkorporiert worden sei
[37].
lsberg stand mit
seinen Ansprüchen nicht allein. Da Iglingen von Franziskaner-Tertiarinnen bewohnt gewesen
war, traten die Franziskaner als Mitkonkurrenten auf den Plan. Wie der folgende
Schiedsspruch jedoch zeigt, hatte der Olsberger Konvent entweder die wirksameren Argumente
oder die besseren Beziehungen. Vielleicht auch beides zusammen. Jedenfalls ordnete am
13.4.1579 Erzherzog Ferdinand von Österreich an, "das Gotzhaus Iglingen mit einem
ordenlichen inventari desselben zuegehördt, ligendtz undt fahrendtz sambt allem
ynkomen" dem Konvent in Olsberg zu unterstellen [38].
Zurück zum
Inhaltsverzeichnis
Weiter
mit 2. Spalte |
|
Skandale
er
Zerfall der religiösen Moral, der im Hochmittelalter breite Kreise des Klerus ergriffen
hatte, machte sich auch im Olsberger Konvent bemerkbar. Das Kloster war durch die
Brandkatastrophe von 1427 und die Folgen des Zürichkrieges und der Burgunderkriege
verarmt und heruntergekommen, was die Moral der wenigen Klosterfrauen nicht gerade hob.
Die Misstände machten sich am Ende der langen Amtszeit der Äbtissin Wiblin zem Nüwenhus
(1415 - 1450), bemerkbar und riefen 1452 zum erstenmal eine Direktintervention des
Generalabtes von Cìteaux hervor, der den Abt des Klosters Lützel anwies, zusammen mit
einem anderen Abt des Zisterzienserordens das heruntergekommene Kloster zu visitieren und
zu reformieren [39].
nter den
Amtsnachfolgerinnen Anna Müller (1460, 1486-1502) und Margareta Tachsberg (1463-1465)
ging der moralische Zerfall weiter [40]. Erneut beauftragte deshalb im Jahre 1482 der vom
Generalkapitel bestellten Ordensreformator, Antonius von Morimond, den Abt von Lützel,
das lasterhafte Leben in Olsberg zu beenden und das Kloster an Haupt und Gliedern zu
reformieren. Der Abt wurde mit der vollen Strafgewalt ausgestattet, um wenn nötig, die
Äbtissin abzusetzen und durch eine ehrenhaftere und geeignetere zu ersetzen und
diejenigen zu bestrafen, die sich der Reformation des Klosters widersetzten. Ferner
sollten die Klausur und die Gebäude erstellt werden, die zur Reformation nötig seien.
Dreizehn Jahre später erging noch einmal ein ähnliches Schreiben an den Abt in Lützel
[41].
Die Ergebnisse der Visitationsberichte und die reformatorischen
Massnahmen, die eventuell getroffen wurden, sind nicht bekannt, da hierüber keine Quellen
mehr existieren. Ebensowenig ist bekannt, worin genau die Verfehlungen der Klosterfrauen
lagen. Da aber die Klausur und das skandalöse Leben angesprochen sind, kann angenommen
werden, dass sich die Äbtissinnen samt Konvent von den Ordensregeln verabschiedet hatten.
ie Visitationsaufforderungen von höherer Instanz bestätigen, dass es die
Vateräbte in Lützel mit der jährlichen Visitationspflicht nicht genau nahmen. Ausserdem
stellt sich die Frage, warum Lützel nicht von selbst reagierte, da durch die
vielfältigen Beziehungen zwischen den beiden Klöstern etwaige Misstände bekannt sein
mussten. Wie wir erfahren haben, war das Bezugsgeflecht zwischen den Klöstern eng und
funktionierte gut. Man lebte in einer Art Symbiose, woraus gegenseitige Verbindlichkeiten
entstanden waren, welche die Äbte aus Lützel veranlasst haben könnten, sich an das
Prinzip "Eine Hand wäscht die andere" zu halten und zu schweigen.
er hatte jedoch ein
konkretes Interesse daran, den Olsberger Konvent in Cîteaux zu denunzieren und
anzuprangern? Erinnern wir uns an die Episode aus dem Jahre 1460, als der Erzherzog
Albrecht VI. von Österreich beabsichtigte, das Vermögen des Klosters dem St.
Martinsstift in Rheinfelden einzuverleiben, was Dank der Intervention des Abtes von
Lützel unterblieb. Erinnern wir uns auch an die ständigen wirtschaftlichen Querelen der
beiden Kontrahenten, so kommen wir zu dem Ergebnis, dass von dieser Seite aus handfeste
Interessen bestanden, gegen Olsberg eine "Hexenjagd" zu veranstalten.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Der versuchte Ausverkauf
 u Beginn der Reformation stellte die Äbtissin Agnes Haltmeier
(1525-1535) aus Rheinfelden mit der Liquidierung einzelner Klostergüter die Weichen für
die Auflösung des Klosters. Ihre erste Amtshandlung bestand darin, den gesamten
Klosterbesitz, der im Herrschaftsbereich der Stadt Basel lag, für 2000 Pfd. Stebler an
den Bürgermeister und den Rat dieser Stadt zu verkaufen [42]. Im Jahre 1530 gelang es
Erzherzog Ferdinand von Österreich, nach harten Unterhandlungen, den Verkauf zu
annullieren.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Abfall
von der alten Kirche
olgt man dem Chronisten, so führte Agnes Haltmeier von
Anfang an ein Lotterleben. Sie schlemmte und zechte mit weltlichen und geistlichen Herren
bis in die Nacht hinein und vernachlässigte sämtliche religiösen Pflichten. Als ihr in
Olsberg der Boden unter den Füssen zu heiss wurde, weil sie entweder einen
"Beichtiger" (Beichtvater) oder Priester aus dem Stift Rheinfelden geheiratet
hatte oder beabsichtigte zu heiraten, flüchtete sie in das reformierte Basel, in den
Olsbergerhof, ein Haus, das dem Kloster gehörte. Mit einem tiefen Griff in die
Klosterkasse und eingedeckt mit reichlich Lebensmitteln aus dem Klostervorrat, gedachte
sie, ihren Lebensunterhalt und den ihres Lebensgefährten in der Stadt sichern [43]. Auch
in Cîteaux wurde wegen dieser Hiobsbotschaft Alarm geschlagen. So erhielt im März des
Jahres 1535 der Abt von Lützel den schriftlichen Auftrag, sich nach Olsberg zu begeben,
um sich dort ausführlich über das "Verbrechen" der Äbtissin zu informieren,
welche die Ehe mit einem Weltpriester eingegangen sei oder die Absicht habe, eine Ehe
einzugehen und somit "göttliches und menschliches Recht frech verletze." Die
Übeltäterin sollte abgesetzt und bestraft werden [44].
er Abt Heinrich Sappe, der unterdessen aus
dem Kloster Lützel nach Basel geeilt war, um zu retten, was noch zu retten war, erntete
nur Spott und Hohn. Die Äbtissin gedachte nämlich weder nach Olsberg zurückzukehren, um
dort ihrer Bestrafung entgegenzusehen, noch das gestohlene Hab und Gut zurück
zurückzugeben [45].
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Die
Affäre Egmund Rissisen
achdem die erste kriminelle Tat vollbracht war, gab es für
Agnes Haltmeier keine Hemmschwellen mehr für weitere. An ihre erste Amtshandlung
anknüpfend, beabsichtigte sie, sich in Rom die Freiheiten und Privilegien des Klosters
bestätigen zu lassen und auf diesem Wege die Erlaubnis zu erlangen, die Einkünfte aus
Zinsen und Zehnten, welche das Kloster aus Gütern bezog, die im Herrschaftsgebiet Basels
lagen, zur eigenen Bereicherung an diese Stadt zu verkaufen. Kaltblütig rechnete sie sich
aus, dass Rom weit weg und ihr Abfall von den Gelübden dort noch nicht aktenkundig
geworden war. Als Erfüllungsgehilfe bot sich der Olsberger Schaffner, Egmund Rissisen an,
der sich auch ein Stück vom Kuchen abschneiden wollte. Es gelang Rissisen tatsächlich
mit Lug und Trug in Rom zu reüssieren. Papst Paul III. erneuerte am 21.Mai 1535 der
"Äbtissin Agnes" und dem Konvent in Olsberg sämtliche Privilegien und andere
Rechte und Freiheiten [46].
ls Rissisen nach
seiner Rückkehr in Basel das päpstliche Dokument ins Deutsche übersetzen und
bestätigen lassen wollte, wurde er von Gewissensbissen geplagt und packte aus. Er wurde
kurze Zeit gefangen genommen und anschliessend mit seiner Familie auf Lebenszeit aus der
Stadt verwiesen [46].
ie Spur seiner Auftraggeberin verliert sich
im Dunkeln. Nach diesem Coup war ihr wohl auch Basel ein zu heisses Pflaster geworden.
Agnes Haltmeier hielt sich offenbar einige Zeit in Rheinfelden auf, von wo sie 1541 auf
Betreiben der vorderösterreichischen Regierung ausgewiesen wurde. Abt Heinrich von
Lützel bemühte sich unterdessen, das Leben der wenigen zurückgebliebenen
Konventmitglieder zu reformieren. Bis 1558 blieb das Kloster ohne Äbtissin.
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
"Sy war ein fröhlich wib" [48]
atharina von Hersberg (1558-1586) wurde von der
vorderösterreichischen Regierung in ihr Amt berufen und erhielt Ende 1558 als Zeichen
ihrer Amtsgewalt von einem hohen Regierungsbeamten die Schlüssel des Klosters
überreicht. Die kirchliche Amtseinsetzung erfolgte an Ostern 1559 [49].
weimal wurde das
Kloster unter ihrer Leitung visitiert. Der Generalabt von Cîteaux hatte bei seinem Besuch
im Jahre 1573 einen durchaus positiven Eindruck von ihrer Amtsführung und bestätigte
Katharina von Hersberg als Äbtissin. Er monierte lediglich den fehlenden
Schwesternbestand und machte ihr zur Auflage, diesen Mangel zu beheben [50]. Zwölf Jahre
später visitierte der Abt von Lützel das Kloster. Über diese Visite existiert kein
Bericht. Jedoch schien die Amtsführung der Äbtissin in manchen Bereichen zweifelhaft.
Von der Verwirklichung der Postulate der Gegenreformation war Katharina von Hersberg noch
weit entfernt.
ie ihre
Amtsvorgängerinnen hing sie weltlichen Freuden an. So berichtet der Basler Arzt Felix
Platter er sei oft der Einladung der Äbtissin gefolgt und habe sich zusammen mit seiner
Frau im Kloster an allerlei Kurzweil, wie Fasnacht, Lautenspiel, Mummenschanz und anderem
Spiel amüsiert [51]. In diesem Zusammenhang erzählt Platter eine merkwürdige
Geschichte. Die Äbtissin habe einmal seine Frau mit in ihr Zimmer genommen. Dort habe
eine Wiege gestanden, in der eine Holzpuppe lag, die einem Säugling täuschend ähnlich
gewesen sei. Seine Frau sei deshalb erschrocken und die Äbtissin sei darüber in
schallendes Gelächter ausgebrochen. Platter, als Arzt weit herumgekommen und erfahren,
meint bei der Deutung der Episode, dies sei in manchen Klöstern Brauch, um die leiblichen
Kinder der Klosterfrauen zu tarnen [52].
ie barocke Lebensführung der Äbtissin erregte Ärgernis und war mit ein Grund
zu ihrer Amtsenthebung. Dies beeinflusste offenbar auch einen Bericht des späteren
Beichtvaters und Reformators des Klosters, Johannes Rudelbaum, der nur eine Seite
Katharinas sah. Er lastete ihr postum einen ganzen Katalog von Verfehlungen an, der von
der durch sie verursachten Verschuldung des Klosters bis zur Vernachlässigung der
religiösen Pflichten reichte [53]. Wie tendenziös dieser Bericht ist, geht daraus
hervor, dass der Vorwurf, die Äbtissin habe von weltlichen Dingen nichts verstanden,
nicht haltbar ist. Denn es ist ihrem Verhandlungstalent zuzuschreiben, dass das
Klösterchen Iglingen samt Besitzungen dem Olsberger Konvent inkorporiert wurde. Sie
selbst sah sich wohl in einer Art Rechenschaftsbericht als Opfer widriger Umstände und
beharrte auf ihrer Treue, Mühe und Arbeit, die sie für das Kloster aufgebracht hatte
[54].
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Ursula
Schmotzer von Ritzol - Äbtissin im Zwielicht
 rsula Schmotzer (1588-1645) trat die Nachfolge von Katharina von
Hersberg an und übernahm die schwierige Aufgabe, den kleinen Konvent auf Reformkurs zu
bringen. Die Mehrheit des Klosterfrauen, darunter ihre Schwester Susanna, widersetzte sich
bedeutenden Punkten der Reformbestrebungen wie der Klausur und der Besitzlosigkeit. Mit
ständigen Visitationen, bei denen auch einmal Vertreter der vorderösterreichischen
Regierung anwesend waren, versuchten die Ordensreformatoren den Konvent zu disziplinieren.
ie Äbtissin war offenbar in den ersten Jahren ihrer Amtsverwaltung von der
schwierigen Situation überfordert und hatte selbst noch nicht den richtigen Weg gefunden.
Sie geriet ins Zwielicht, als sie von ihrer Schwester Susanna und einem ihrer Brüder in
Rheinfelden wegen einer Affäre mit dem Beichtvater und späteren Propst des St.
Martinstiftes Johannes Rudelbaum angezeigt wurde. 1594 brachte Susanna dieselbe Anklage
nach Lützel. Daraufhin begann in Rheinfelden die Gerüchteküche zu brodeln. Einige
wollten die Äbtissin und ihren Beichtvater sogar Hand in Hand in Strassburg gesehen
haben. Das Kloster Lützel reagierte mit einer Visitation. Daraus resultierte, dass die
Anklägerin mit dem Kirchenbann belegt und für kurze Zeit in das Klostergefängnis
gesperrt wurde, während die Angeklagte mit heiler Haut davonkam. Sie erhielt lediglich
die Auflage, die Klausur einzuhalten und alleine zu speisen. Rudelbaum, der Klosterverbot
erhalten hatte, wurde in Rheinfelden der Prozess gemacht. Auch er wurde mangels Beweisen
freigesprochen.
as sich wirklich
zugetragen hat, wissen wir nicht. Auffallend ist aber auch in diesem Fall die lasche
Haltung des Abtes von Lützel der Äbtissin gegenüber.
in neuerer
Forschungsbericht kommt zu dem Ergebnis, dass Rudelbaum zuerst mit Susanna Schmotzer ein
Verhältnis gehabt habe. Danach sei die Äbtissin auf den Geschmack gekommen und habe
ihrer Schwester den Geliebten ausgespannt [55].
rstaunlicherweise
schadete diese Beziehung weder dem Ruf der Äbtissin noch dem des Propstes. Beide gingen
offenbar geläutert aus der Affäre hervor und trieben mit vereinten Kräften die
Reformation des Klosters voran. Vielleicht wurde wegen der grossen Verdienste der
Aebtissin für das Kloster die Beziehungskiste offiziell verdrängt und schliesslich
vergessen. Jedenfalls wird Ursula Schmotzer ex post vom Klosterchronisten Byrsner als
zweite Stifterin gepriesen [56].
Zurück zum Inhaltsverzeichnis
Die Schweden kommen
 weifellos war Ursula Schmotzer eine gute Wirtschafterin. Sie
vermehrte das Vermögen und den Besitz des Klosters und trat als Bauherrin hervor. Dies
alles wurde im Dreissigjährigen Krieg durch den Schwedeneinfall zunichte gemacht. Die
Äbtissin, die vor dem Überfall eines schwedischen Trupps gewarnt worden war, flüchtete
mit Sack und Pack und zehn Konventfrauen über Säckingen und Klingnau nach Baden.
Unterdessen hatte ein Obrist mit 70 Reitern das Kloster geplündert und die Äbtissin bis
nach Baden verfolgt, wo er ihre Auslieferung verlangte. Die Bürgerschaft widersetzte sich
der Forderung und schloß die Tore, sodass er unverrichteter Dinge wieder abziehen musste.
Die Äbtissin hielt sich mit dem Konvent in einem Haus des Zisterzienserklosters Wettingen
auf und zog dann nach Balsthal. Nach mehr als dreijährigem Exil kehrte die greise Ursula
Schmotzer 1635 nach Olsberg in das geplünderte und teilweise zerstörte Kloster zurück,
um tatkräftig wieder von vorne anzufangen.
er Zustand des Klosters muss trostlos gewesen sein. Die Schweden und die
Kaiserlichen hatten vom Küchengeschirr bis zum Bettzeug alles, was nicht niet- und
nagelfest war, geraubt und verkauft. Auch die Kirche war nicht verschont worden. Die
Glocken waren eingegossen und die Bilder zerstört worden. Einbussen gab es aber auch bei
anderen Gebäuden, die dem Kloster gehörten. So war der Olsbergerhof in Rheinfelden durch
Granaten beschädigt worden und die Schweden hatten Kunstgegenstände, die dort aufbewahrt
wurden, geraubt. In Magden waren die Trotte und Stallungen zerstört worden. Auch die drei
Meierhöfe in Oberolsberg, deren Lehensverhältnisse zum Kloster gerade neu geregelt
worden waren, hatten gelitten. Dort waren die Schweden nach dem Prinzip der verbrannten
Erde verfahren und hatten die Nussbäume gefällt und verbrannt [57].
ie nächsten drei Aebtissinnengenerationen waren mit dem Wiederaufbau
beschäftigt. Mit ihnen war auch eine neue Zeit angebrochen. Die Bestrebungen der
Ordensreformatoren hatten nun endlich gegriffen, somit war die Zeit der Sittenskandale
vorbei. Das Kloster Olsberg wurde wieder seinem Namen gerecht. Aus einem irdischen
Paradies wurde nun wieder ein Hortus Dei, ein Garten Gottes.
Zurück zum
Inhaltsverzeichnis
nmerkungen:
- Helvetia Sacra, III/3/2, Bern 1982, S. 832
- G. Boner, Zur älteren Geschichte des Klosters Olsberg, in: Vom Jura zum Schwarzwald,
Jg. 1961/63, S. 22/23
- Helvetia Sacra III/3/2, S. 528, 549/50
- ebenda, S. 32-42
- StA Aargau, Urkunden Olsberg 451 und Helvetia Sacra III/3/2, S. 835
- StA Aargau, Urkunden Olsberg 452, 456
- ebenda, 456
- ebenda, 457a, 457b
- ebenda, 546 und Helvetia Sacra III/3/2, S. 836
- ebenda, S. 837
- ebenda, S. 858, 859
- ebenda, S. 840
- ebenda, S. 842,843
- ebenda, S. 847-861
- Urkundenbuch der Stadt Basel I, 140
- StA Aargau 8018, S. 112-123
- ebenda, Urkunden Olsberg, 210
- ebenda, 264
- ebenda, 335
- ebenda, 337 und 342
- ebenda, 619
- ebenda, 28
- STA Aargau, Urkunden Olsberg, 438, 467
- ebenda, 39
- ebenda, 60
- ebenda, 204, 261, 297
- ebenda, 355 und 8019, S. 202/3
- ebenda 419
- ebenda
- ebenda
- STA Aargau 8019, S. 112-114
- Urkundenbuch der Stadt Basel I, 286, S.208
- Zu Iglingen: Helvetia Sacra IX/2, S. 123 - 128
- STA Aargau, Urkunden Olsberg, 544
- ebenda, Olsberg, 8024 a, Karl Dominik Byrsner, Historisch- und Diplomatische
Beschreibung des adelichen Gotteshauses Ohlsperg 1763, Manuskript, S. 94-103
- STA Aargau, Olsberg, 8055, 49-50
- Helvetia Sacra IX/9, S. 126
- STA Aargau, Olsberg, 8055, 67-80
- STA Aargau, Urkunden Olsberg, 451
- Helvetia Sacra, III/3/2, S. 853
- STA Aargau, Urkunden Olsberg, 451, 489, 502
- ebenda, 540
- STA Aargau, 8024 a, K.D. Byrsner, S. 94-103
- ebenda, Urkunden Olsberg, 546
- STA. Aargau, 8024 a, K. D. Byrsner, S. 94-103
- STA Aargau, Urkunden Olsberg, 547
- Urkundenbuch der Stadt Basel, 10, S. 205/6, Nr. 180
- Felix Platter, Tagebuch, Basel, Stuttgart 1976, S. 373
- Helvetia Sacra III/3/2, S. 855
- STA Aargau, Urkunden Olsberg, 565
- Felix Platter, Tagebuch, S. 373
- ebenda
- Helvetia Sacra III/3/2,S. 856
- ebenda, S. 833 und 856
- Dazu ausführlich: E. Desarzens-Wunderlin, Eine Inquisition in Rheinfelden, in:
Rheinfelder Neujahrsblätter 1993, S. 94-104
- STA Aargau, 8024a, D. Byrsner, S. 106-120
- Eindrücklich beschrieben in: STA Aargau, 8024a, S. 106-119
|
|